Vor kurzem erst, so scheint es mir wenigstens, sind wir aus dem Flieger aus USA entstiegen und haben den Kofferinhalt in die Waschmaschine gekippt. Und schon sitzen wir wieder im Flieger,
diesmal auf einen Sprung nach Hamburg - ab Bern Belpmoos. Es ist so beschaulich, vor der Haustür einzuchecken!Es ist Airport, aber kleiner, familiärer. Man plaudert miteinander, trifft einen
Flugveteranen in der Cafeteria, niemand ist gestresst. Ein paar Schritte aus der Abflughalle, das Flugzeug übrigens heisst Düsenbär, und schon sind wir mit einem Bein in «unserem» Hamburg.
Sonntagabend. Natürlich die Ticketdealer bei der S-Bahnstation, gehetztes People auf dem Heimweg und natürlich Baustellen und Umleitungen. An der U-Bahnstation Junfernstieg reisst Frau
Bernasconis Geduldsfaden, nichts wie raus. Das vertraute Appleshop-Logo empfängt uns – dann die Alster. Noch ein paar Strassen, ein paarmal um die Ecke und wir stehen in unserem Hotelzimmer, noch
etwas fremd.
Zuerst einmal: das Handy von Frau Bernasconi entblocken. Das bedeutet, sich über ein schneckenlangsames WLAN durch unendliche Swisscomseiten zu hangeln, bis er endlich da ist: der PUK. Als wir
den endlich gecheckt hatten, konnten die Ferien beginnen.
Apropos Ferien, das ist so eine Sache: Liegestuhl am Meer ist mit Frau Bernasconi nicht so. Grossstadtrubel schon. Zudem Hamburg ist eben unsere Stadt. Die wir gemeinsam entdeckten und die wir
seither regelmässig gerne besuchen. Tausende Tipps sammeln wir durchs Jahr, dann läuft es immer gleich ab: Hafen, St. Pauli, Hafen, Hotel, Hafen, Finkenwerder, Hafen, Abendessen, Hafen.
Heimfliegen.
Ein neuer Tag. Frau Bernasconi taucht langsam aus den Kissen und Decken auf, öffnet ein Auge und murmelt: «Gell, aber heute gehen wir zuerst an den Hafen? »
Und schon haben wir den ersten Tag hinter uns gebracht. Und auch wenn es regnet lieben wir Hamburg - aber dass es so saumässig kalt ist, damit haben wir nicht gerechnet. Nach dem Frühstück lösten wir die Hamburg Card – so können wir nach Belieben durch Hamburg düsen. Wenn wir schon mit dem Düsenbär nach Hamburg flogen, dann können wir auch weiter düsen … Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wir düsen durch den Regen - wir düsen durch die Europa-Passage … Aber der Reihe nach.
Nach dem wir ein nicht wirklich gesundes Frühstück mit leckerem Kaffee hinter uns brachten Die Hamburg-Gruppen-Karte (ja Peter und ich sind eine Gruppe) in der Tasche fuhren wir direkt zum Hafen. Der Hafen ist einfach etwas wunderbares und unser Lieblingsplatz in Hamburg. Durch eine riesige Baustelle (nein, es ist nicht mehr die Elbharmonie) eine weitere Etappe im Hochwasserschutz – marschierten wir Richtung Hafencity.Seit wir vor rund 15 Jahren das erste Mal hie durch marschierten hat sich vieles verändert. Der Terminal für die grossen Schiffe stand damals einsam und verlassen im Grünen. Zwischenzeitlich ist ein ganzer Stadtteil gebaut worden, Es ist wirklich faszinierend wieviel Bauvolumen Hamburg tatsächlich hat. Irgendwie grossartig. Nun, eigentlich wollten wir gemütlich durch Hafencity flanieren – doch der heftige Regen hielt und davon ab. Immerhin fanden wir unseren Souvenirladen wieder und so erstand ich mir ein Küchentuch, um imeine Kamera vor dem Regen zu schützen. Auch ein Hamburger-Hoodie kam mit in die Tasche. Tassen habe ich keine gekauft, denn die habe ich alle schon …
Das Schietwetter hält an. Zudem scheint uns Petrus auf dem Radar zu haben. Immer, wenn wir einen Fuss vor das Hotel setzen, schickt er eine extra grosse Regenwolke in unsere Richtung, gut durchmischt mit Wind aus allen Richtungen gleichzeitig und Graupelschauer. Unser Bekleidungstipp für Hamburg: Neoprenanzug und Faserpelz. In den Modeläden boomen gerade die Winterkollektionen.
In Begleitung der ersten Hagelkörner retteten wir uns in die U-Bahn und ratterten Richtung Saturn, um uns bei Elektronik und (schon wieder) sauberen Toiletten aufzuwärmen. Nach dem Kauf von wärmender Unterwäsche zogen wir uns zurück ins Hotelzimmer, wo heisse Bäder, dicke Bücher und wärmende Decken den Nachmittag gemütlich werden liessen – draussen klopfte der Regen an die Scheiben.
Ich mag Alain sehr und freue mich immer wieder wenn junge Menschen ihren Weg gehen … oder eben mit dem Velo weiterfahren … und Alain ich freue mich, dich dann auch in der Matte wieder anzutreffen, um gemütlich in den roten Sesseln über Gott und die Welt zu philosophieren …
Als Frau Bernasconi wieder klar denken konnte besuchten wir in Altona eine neue Sehenswürdigkeit: die IKEA. Saubere Toiletten, gut geheizt, windstill und trocken – ein Paradies. Fast wären wir wohlig in den Bälle Pool gesprungen!
Doch aufgepasst, die Regenwolken verzogen sich und wir schossen auf die Gassen und bummelten über den Markt in Altona und zogen durch die ruhigen Strassen rund um das Stadtzentrum. Die Sonne blendete uns für einen kurzen Augenblick, zu lange hatten wir sie nicht gesehen!
Doch schon folgte die nächste Regenwand und wir flüchteten uns in einen Bus, der uns zurück nach Altona brachte, und ratterten dann mit der U-Bahn zum Miniatur Wunderland. Dort ist immer Sommer, es regnet nie und so liessen wir uns von den Eisenbahnen, den Figürchen und einer Currywurst verzaubern. Nach zwei Stunden waren wir geschafft.
Wir marschierten zügig ins Hotel zurück – und wieder erfasste uns ein Regenguss – doch eine kurze Pause im Hotel lag drin und so bereiteten wir uns auf den Theaterabend vor: Herr Holm feierte sein 25-Jähriges Bühnenjubiläum im St. Pauli Theater.
Ein weiterer frischer Tag erwartete uns, eigentlich würde es sich kaum lohnen, aus den Federn zu steigen. Aber dennoch – Frau Bernasconi hatte nichts zum Anziehen, neue Jeans mussten her. Und bis
12:00 wollte das Zimmer geräumt sein. Das Packritual verlief bei uns früher meistens chaotisch ab und endete nicht selten in laut und deutlichen Diskussionen. Bis ich endlich merkte, dass es
besser ist, wenn nur einer gleichzeitig packt, also die Buchhändlerin meines Vertrauens. Ich stellte mich unauffällig in eine Ecke und staunte, wie das Chaos, welches unser Zimmer war,
nah-dis-nah vom Koffer aufgesogen wurde.
Das an der Rezeption deponierte Gepäck im Rücken ging es los: Jeans kaufen. Ich mag Rosmaries Lieblings - Jeansladen. Sie haben eine Männerecke. Mit Kaffee und Sessel, ich könnte ewig dort sitzen
und Hosen kaufen.
Doch schon wirbelten wir weiter – wir waren ja noch gar nicht in Finkenwerder gewesen! Also, hinunter zum Hafen und ab auf das Boot. Einmal hin und zurück, das gehört einfach zu unserem Hamburg.
Am Nachmittag dann trafen wir nochmals Alain, nahe beim Hotel, zu Kaffee und Fritz-Kola. Alain wollte uns unbedingt zu einer Fritz-Kola einladen - die übrigens ganz gut schmeckt ...
Ein entspanntes Gespräch über Geographie im Besonderen und die Welt im allgemeinen liess uns ruhig und recht gelassen zum Flughafen rauschen. Das Flugini brachte uns zurück nach Belpmoos, ein
schöner Flug in 6000 Metern Höhe in die beginnende Nacht. Lässig war, dass wir dann einfach ins Auto steigen konnten und in wenigen Minuten zuhause ankamen.
Und Alain wird am Montag nach rund 7 Monaten Hamburg verlassen und mit seinem Drahtesel gepack, nach Holland reisen.
Der Alltag hat uns wieder und Alain wünschen wir eine gute Reise.