Hätte ich vor 25 Jahren schon die Tarotkarten zu Rate gezogen, dann hätte ich wahrscheinlich gewusst, dass wir Silberne Hochzeit gemeinsam feiern würden. Aber manchmal steht etwas weder in den
Karten noch in den Sternen und das ist auch gut so.
Am 17. September 1991 – genau um 11 Uhr - haben Peter und ich geheiratet. Im kleinen Kreis, denn beide standen wir nicht zum ersten Mal vor dem Zivilstandsbeamten. Die Hochzeitsreise führte uns
damals nach Kanada – nach Maxville in den Dorisheaven. Heute sind wir gemeinsamem in der Toskana unterwegs und besuchen zum zweiten Mal den Tarotgarten der Niki de Saint Phalle.
Da der Giardino dei Tarocci erst um 14:30 öffnet und wir aber bereits kurz nach zehn abmarschbereit herumstanden, beschloss Frau Bernasconi, dass wir an das Meer wollten. Los gings, für heute in
die andere Richtung um den See rum. Via dem malerischen Pitigliano und Mancino gelangten wir nach Orbetello, von dort aus nach Porto Ercole. Von Herkules war aber wenig zu sehen, dort wo wir
durch wollten, wurde ein Film gedreht. Zudem schnappten uns andere den jeweils letzten Parkplatz vor der Nase weg. So reichte uns ein Blick auf grelle Badetücher, aufgeblasene Krokodile und
farbige Fischernetzchen. Anstatt in einem Strandcafé zu sitzen, schlürften wir einen Kaffee im Autogrill, der war aber sehr in Ordnung.
Pünktlich standen wir vor dem kreisrunden Eingangstor. Dieser Garten faszinierte mich erneut, sind wir doch vor rund 12 Jahren bereits einmal durch die weitläufige Anlage flaniert. Es lohnte sich
heute nach wie vor den Garten zu besuchen. Und nach wie vor stand ich staunend vor riesigen Figuren und nach wie konnte ich mich nicht satt sehen. Noch ein Foto und noch eines, nochmals zur Sonne
und nochmals zum Narr und nochmals zu den Liebenden zurück, und und und. Die Zeit raste, aber immer noch hatte ich den Eindruck, etwas verpasst zu haben. Ich vermute, dass man immer etwas
verpassen wird in diesem Park voller Details und tausend Überraschungen. Ich staune, was Niki de Saint Phalle (Skorpion) alles geschaffen hat und zwischendurch ist auch die Handschrift von Jean
Tinguely (Zwillinge) erkennbar. Nach einer ganz kurzen Pause nahmen wir den ganzen Rundgang nochmals unter die Füsse und immer noch entdeckten wir neues. Unglaublich ...
Müde und voller Eindrücke kletterten wir wieder in unser Auto. Eine schweigsame Rosmarie kutschierte uns auf dem direkten Weg die 75 Kilometer zurück in die Le Vigne. Diesmal ging es über
Nebenstrassen und schmale Abkürzungen. Es kam uns gerade recht, alleine und in Ruhe heim zu bummeln.
In der Le Vigne gab es ein wunderbares Nachtessen und wir liessen die letzten dreissig gemeinsamen Jahre, 25 davon als Ehepaar, Revue passieren. Einfach ein wenig Restaurant-Nostalgie von zwei
älteren Herrschaften.